Der Trochador & Trote y Galope

Spricht man über den Paso Fino, so muss auch der Trochador und der Trote y Galope erwähnt werden, da alle 3 aufgrund ihrer Herkunft und der Zucht eng miteinander verwandt sind. In Kolumbien besitzen alle 3 den gleichen Stellenwert und werden ähnlich geritten und trainiert. Man verwendet die gleichen Sättel, Zamarros, Gebisse etc. und manchmal werden die Pferde sogar von denselben Reitern geritten. 90% der Turnierregeln sind ebenfalls identisch.


Der Trochador

Im Wörterbuch findet man unter “Trocha” unter anderem folgende Erklärung: “Ein Pfad durch die Wildnis…”

Anhand dieser Definition könnte man “Trocha” als die Gangart bezeichnen, die viele unserer Pferde in unwegsamen Gelände gehen. Sie ermöglicht es den Pferden kräfteschonend von einem Ort zum anderen zu gelangen.

Trocha ist eine traditionelle Gangart, die hierzulande als Trabtölt bezeichnet wird; ein Pferd im Trocha hört sich an wie “tras…tras…tras…tras…” und ist für das Ohr gut wahrnehmbar.
Es ist nicht bekannt, wann der Trocha genau entstanden ist. Aber es ist erwiesen, dass viele der spanischen Konquistadoren Trocha und/oder Tölt gehende Pferde bei der Kolonisation der rauhen Gegenden in Antioquia, Caldas, Santander und Cundinamarca in Kolumbien einsetzen.

Wenn wir über den Trocha sprechen, sollten wir uns immer an vergangene Zeiten erinnern, in denen das Pferd gleichzeitig Transport- und Fortbewegungsmittel bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben war. Die Trochadores gingen den äußerst komfortablen Trocha, der auf langen Ritten im Wechsel mit dem Tölt geritten wurde, um dem Reiter durch die verschiedenen Gangarten ein wenig Erholung im Sattel zu gönnen. Heute gilt der Trocha als “spezielle Gangart”. Trocha-Pferde werden gerne auf Turnieren und Schauveranstaltungen besonders in Kolumbien gezeigt, um dem Publikum die Bandbreite und Vielseitigkeit der kolumbianischen Pferde zu demonstrieren.

Der Trocha hat eine ganze Reihe von berühmten Literaten wie z.B. Thomas Rueda Vargas oder Jose Manuel Marroquin inspiriert, in der Freude an dieser Gangart und ihrer Leichtigkeit und Eleganz zu schwelgen. Der berühmte Kritiker, Dichter und Kolumnist, Jose Maria Vergara y Vergara, war der Verfasser eines Schreibens an seinen Hengst, elegant und auf den Punkt gebracht, schrieb er: “Wenn Du einen weichen Trocha hast, dann bist Du ein gutes Pferd für die Reise; wenn Du willig im Trocha gehst, weich im Maul, trittsicher und wunderschön bist, dann kann ich für Dich nicht mehr tun, als das, was ich mit meinem Herzen getan habe: Ich habe es meiner Frau geschenkt.”

Drehen wir nochmals die Zeit zurück und werfen einen Blick auf die ländlichen Schauen, die die Vorgänger der großen Veranstaltungen in den Städten waren. Diese ländlichen Inszenierungen waren populär und stets gut besucht; alle Bauern der Gegend kamen dort zusammen, um Vieh, Pferde oder Mulis, ohne die die tägliche Arbeit nicht bewältigt werden konnte, zu kaufen oder zu verkaufen. Auf diesen Schauen und Ausstellungen gab es keine Ställe oder Reitplätze. Alles spielte sich auf dem zentralen Marktplatz ab und jeder kam dorthin. Die Richter wurden vom Bürgermeister des Ortes und den Veranstaltern benannt. Als Richter fungierten namhafte Grundbesitzer aus der Gegend, die sich in der Pferdezucht auskannten. Die Richtkritierien waren eher subjektiv und basierten auf den Kenntnissen, der Erfahrung und den Vorstellungen darüber, wie ein gutes Pferd sein sollte. Es wurde jeweils der “beste Hengst” und die “beste Stute” gekürt, ganz gleich ob das Pferd Tölt oder Trocha ging.

In den großen Städten wurden die Schauveranstaltungen später dann in großem Stil organisiert, wie z.B. die Centennial Show of Bogota, auf der Pferde wie “El Rey”, im Besitz von Aureliano Marino, geritten von dem großartigen Elias Paez; und “Sarraceno” im Besitz von Eduardo Garnizo zu sehen waren. Auf anderen Veranstaltungen brillierten “Mahoma” im Besitz von Roberto Bermudez, “Marino” im Besitz von Jose Jaramillo aus Quindio, und “Cometa” im Besitz von Fidel Ochoa aus Antioquia. Alle drei Pferde waren sowohl im Tölt als auch im Trocha herausragend.

Dieser kleine Exkurs in die Geschichte sollte Ihnen zeigen, dass der “Trocha” schon immer eine bedeutende Rolle in der Entwicklung unserer Pferde gespielt hat. Es wurden keine großen Unterschiede zwischen den beiden Gangarten Trocha und Tölt gemacht, da die Pferde als Arbeitspferde genutzt wurden oder zum Vergnügen der Grundbesitzer und anderer Leuten da waren, die das Privileg hatten ein Pferd mit Brio und weichen Gängen zu besitzen, ganz gleich, ob das Pferd nun ein Tölter oder ein Trochador war.

von Jaime Mejia Escobar, übersetzt aus dem Englischen von Sandra Hofstetter


Der Trote y Galope

Viele Bewunderer des Trote y Galope glauben, dass sich die typischen Gänge dieser Pferde durch das schwierige Gelände einiger kolumbianischer Landstriche herauskristallisiert haben. Die Weichheit und das elegante Erscheinungsbild haben Maler und Bildhauer ebenso inspiriert wie Dichter und Musiker.

Seine Herkunft

Es waren die spanischen Konquistadoren, die das Pferd im 16. Jhd. nach Amerika brachten (bzw. zurückbrachten), da Pferde bei der Eroberung und Kolonialisierung des südamerikanischen Kontinents unentbehrlich waren. Diese Pferde stammten aus Spanien und Nordafrika. Die spanischen Pferde waren Nachkommen einer Kreuzung aus Soraya, Arabern und Berbern. Unser ursprüngliches kolumbianische Pferd war also ein Kreuzung aus diesen Rassen. Während im Paso Fino der Berbereinfluß deutlich mehr zum tragen kommt, ist der Trote y Galope mehr vom Andalusier geprägt und der Trocha ist eine Mischung aus beidem.

Merkmale

Der Trote y Galope ist gewöhnlich etwas größer als der Paso Fino. Er verfügt über sehr elastische Gänge. Sein Hals ist stark ausgeprägt und muskulös. Die Pferde haben einen sehr athletischen Körperbau. Trote y Galope Pferde sind sehr intelligent, verfügen über viel Dynamik und Brio und sind trotzdem leichtrittig und menschenbezogen.

Brio

Brio und Dynamik formen eine Einheit. Brio bedeutet hierbei das Temperament, Dynamik die Kraft und Energie. Brio ist dem Pferd angeboren, während sich die Dynamik im Laufe des Lebens eines Pferdes entwickelt. Ein dünnes Pferd hat keine Energie und kann sein volles Brio und seine gesamte Dynamik nicht entfalten; ein unterernährtes Pferd mit viel Brio ermüdet schnell und bringt keine Leistung mehr.

Der Trote muss in Versammlung geritten werden, nicht ganz so versammelt wie eine Passage, aber auch nicht so schnell wie der Trocha. Dasselbe trifft auf den Galope zu, der entsprechend versammelt sein muss.

Dr. Raul Estrada beschreibt den typischen Hufschlag der einzelnen Gangarten wie folgt:

Trote: tas…tas…tas…tas…tas…tas…tas…tas…tas *
Galope: Ca…tor…ce…ca…tor…ce…ca…tor…ce…ca…tor…ce…ca…to
Trocha: tras…tras…tras…tras…tras…tras…tras…tras…tras..
Paso Fino: ta..ca…ta…ca…ta…ca…ta…ca…ta…ca…ta…ca…ta…ca…

(* Sollten Sie Trote und Trocha verwechseln, verwenden Sie für den Trote am besten: tac…tac…tac…tac…tac…tac…)

Sollten sich Ihnen jemals die Gelegenheit bieten, einen Trote y Galope oder einen Trochador zu reiten, nutzen Sie sie. Sie werden feststellen, dass sich die Pferde kaum im Handling unterscheiden, aber ein vollkommen anderes Reitgefühl vermitteln. Wenn sie einen Trote y Galope galoppieren, werden Sie verstehen, weshalb man ihn als den Sohn des Windes bezeichnet. Sie werden sehen, dass der Wind einfach Ihre Sorgen wegbläst und sie ein Gefühl der vollkommenen Freiheit verspüren.